Vom 26. bis 28.09.2019 fand das Digital Festival in Zürich statt. Am Freitag, an dem zweiten Festival Tag, erhielt ich die Chance an den spannenden Talks und Workshops teilzunehmen. Meine Erkenntnisse und Eindrücke möchte ich euch in diesem Beitrag mitteilen.
#1 How can we address the biggest challenges facing humanity by making the greatest possible impact?
Sobald man eine etablierte Firma wie Tencent ist, kann man die Ressourcen einsetzen, um den grossen Fragen nachzugehen. In diesem Zusammenhang nannte David Wallerstein(Member of the Management von Tencent) FEW- Nahrung (Food) , Energie (Energy) und Wasser (Water). Daher setzt Tencent sich durch Investitionen und Forschung für diese Themen ein. Als Beispiel nannte David das Bereitstellen von autonomen Gewächshäusern. Mit Hilfe von AI und Robotern könnte man bessere Ergebnisse als Menschen erzielen. Dies beweist eine Challenge in den Niederlanden. Wer sich für die Challenge interessiert und die Ergebnisse sehen will, findet weitere Informationen auf http://www.autonomousgreenhouses.com
Spannend fand ich zudem, dass auch für ihn der Mehrwert für den Kunden/Benutzer an oberster Stelle steht. Jedem technologischen Trend zu folgenden, ist daher eher kontraproduktiv.
#2 Legal – Ein kaum genutzter Business Enabler
Karin Schwab VP und Deputy General Counsel bei ebay. Sie erzählte über den Wert eines Legal Team. Das Legal Team kann eine Firma nicht nur vor grossem Ärger schützen, sondern beim richtigem Einsatz eine Menge Mehrwert für die Unternehmung schaffen. Um diesen Mehrwert zu gewährleisten, sollte man frühzeitig das Legal Team einbinden. Legal sollen nicht nur rechtliche Probleme lösen, sondern auch in der Entwicklung von Produkten/Dienstleistungen beteiligt sein. Problematisch wird es dann, wenn das Produkt bereits fertig gestellt ist und anschliessend nach Rat gefragt wird.
Viele der neuen digitalen Gesetze lassen Raum für Interpretation und sind daher nicht Schwarz oder Weiss. Meistens besteht das Legal Team aus einer kleinen Anzahl an Mitarbeiter oder externen Berater. Diese kleinen Teams haben einen guten Überblick auf das Geschehen und sind daher auch sehr Kundennahe. Sie sehen somit die Probleme/Produkte aus Kundensicht und denken primär an den Benutzer.
#3 From European Computer Scientist to Silicon Valley Startup Success
Siraj Khaliq war in den jungen Jahren bei Google dabei. Nach dem enormen Erfolg von Microsoft & Google sehnte er sich nach eigenen Projekten und gründete verschiedene Firmen, die mit dem Wetter zu tun hatten. Eins seiner Startups «The Climate Corporation» wurde 2013 an Monsanto verkauft.
Was mich beindruckte, ist die Idee, dass die Firmen nicht zwingend im Silicon Valley gegründet werden müssen. Auch bei uns in Europa gibt es genügend Möglichkeiten. Man soll nicht auf den perfekten Augenblick warten oder extra nach Amerika den Firmensitz verlagern, sondern einfach starten. Nebst guten Co-Founder nannte Siraj ebenfalls den Mehrwert für die Kunden. Auch bei ihm gehört das zu den grössten Prioritäten.
Was einige hier in Europa vom Silicon Valley unterscheiden, ist das Selbstvertrauen. Viele Gründer aus Silicon Valley gehen All-In und sind nicht zweispurig unterwegs. Der Fokus ist somit entscheidend. Viele Startups misslingen wegen dem schlechten Fokus. Er nannte hier die berühmte 80/20 Formel.
„Pareto-Effekt oder 80-zu-20-Regel genannt, besagt, dass 80 % der Ergebnisse mit 20 % des Gesamtaufwandes erreicht werden. Die verbleibenden 20 % der Ergebnisse erfordern mit 80 % des Gesamtaufwandes die quantitativ meiste Arbeit.“ de.wikipedia.org/wiki/Paretoprinzip
Bitte vergesst nicht, dass auch viel Glück und Zufalls zum Erfolg eines Unternehmens beitragen kann. Daher darf man nicht die Agilität aus dem Auge verlieren. Diese Flexibilität ist eins der wertvollsten Vorteile eines Startups.
#4 The Road to Autonomous Mobility
Habt ihr euch auch schon mal gefragt, was aus den alten Navigationssystemen geworden ist? Die Dinger, die man noch extern an das Auto anschliessen musste. Die Firma TomTom hat diese zur Anfangszeiten in grossen Mengen hergestellt und vertrieben. Was macht TomTom nun? Peter Frans Pauwels, Co-Gründer von TomTom, erzählte uns genau dies.
TomTom arbeitet mit so gut wie allen Automobilherstellern zusammen. Öffnet man die «Maps» App auf dem iPhone, sieht man das TomTom Logo. Microsoft Bing und Map Dienste sowie Uber auch dort kommen die Daten von TomTom. Die Firma musste sich oft neu erfinden und dank jahrelanger Erfahrung hat sie dies auch geschafft.
Ein perfektes Beispiel, was TomTom aktuell macht, seht ihr im TomTom Traffic Index. Die Firma nutzt ihre gesammelten Daten und stellt diese öffentlich. In diesem Index kann man die Verkehrslage genau ermitteln und herausfinden, an welchem Tag des Jahres es in Zürich am wenigsten verkehr herrscht. Diese und weiter Daten kann TomTom zur Verfügung stellen.
Diese Daten werden für das autonome Fahren enorm wichtig. Hier setzt sich TomTom mit Partner ein. Aus einer Firma, die in Warenhäuser ihre ersten Umsätze generiert hat, ist nun ein digitales Daten-Unternehmen geworden. Dies erreicht man, wenn man flexibel bleibt und sich stetig weiterentwickelt.
#5 Healthcare is ripe for disruption
Bertrand Bodson, CDO bei Novartis, erzählte uns, was Novartis im digitalen Wandel tut. Was wäre, wenn man Zellen erneuern kann? Was wäre, wenn man den Altersprozess verzögern könnte? Was wäre wenn… Diese Fragen lösen in unseren Köpfen ein nachdenkliches Gefühl. Novartis versucht digital an Lösungsansätzen zu arbeiten. Sie legen viel Wert aus den gesammelten Daten ein Sinn herzuleiten. Daher werden immer mehr Daten Spezialisten und Analysten eingestellt und Kooperationen mit kleineren Firmen gemacht, die nahe beim Patienten sind.
Als Beispiel nannte Bertrand Bodson data42. Ein Team bei Norvatis, das sich damit beschäftigt, die angesammelten Daten zu analysieren und diese sinnvoll zu nutzen. Oder die Firma zipline – https://flyzipline.com, die mit Hilfe von Drohnen Medikamente und gesundheitliche Versorgungen an Stellen bringen können, wo Menschen Hilfe benötigen.
Auch betonnte Bertrand Bodson, dass es wichtig sei, selber zu entscheiden, welche Daten man digital zur Verfügung stellt. Welche Informationen ich bereit bin preiszugeben um Dienste wie Apple Health zu nutzen.
#6 Bingelistening – was wir in Zukunft hören
Podcast, ein spannendes Feld, das ich persönlich erst dieses Jahr kennengelernt habe. In den USA hört jeder vierte mindestens einmal im Monat Podcasts. Dieser Trend lässt sich auch in der Schweiz feststellen.
Céline Raval berichtete von ihren Podcast Erfahrungen beim SRF. Podcast als „Netflix fürs Ohr“ wie Céline Raval mitteilte, stellt ein sehr persönliches Medium dar. Viele Hörer nutzen dieses Medium täglich und lange. Diese Aussage kann ich aus eigene Erfahrung bestätigen. Es gibt wenige Podcast, die nicht fertig gehört werden. Auch sind es meistens treue Communitys, die sich mit dem Podcast identifizieren. Die Stärken liegen somit auf der Hand. Mit Podcast erhält man Zugriff auf eine genau definierte Zielgruppe. Zudem erreicht man das junge Publikum. Genau hier wird es interessant für Firmen. Jedoch muss man auf die Transparenz achten. Kleine Versprecher, nicht gescriptete drehbuchreife Darbietungen und Authentizität machen den Host und somit den Podcast glaubwürdig. Viele private Podcasts haben Mühe sinnvoll Werbung zu platzieren, da dieses Feld noch relativ neu ist. Wer einmal auf dem Nachhauseweg in einen Podcast reinhören will, empfehle ich «meine Datenspur» von SRF. Auf https://www.podcastclub.ch findet jede/r den passenden Potcast.
#7 Digital Blind Spot Marketing
Das digitale Marketing ist heutzutage für Aussenstehende wie mich ein sehr komplexes Feld. Meistens wird man mit einer E-Mail Flut in einen Trichter gepresst und es wird einem versucht das Produkt zu verkaufen. Was aber, wenn man rein aus Interesse das PDF herunterladen will? Oder sich für die technischen Neuheiten des neuen iPhone interessiert, aber sich bewusst ist, dass man es nicht kaufen wird? In so einem Fall wird man von jedem Marketing Tool als potentieller Käufer eingestuft und der Verkaufsprozess startet. Lästige E-Mail-Werbung, Online Werbung, Telefonate und Tracking sind die Folgen. Je öfter dies passiert, desto mehr eine Abneigung zum Produkt entsteht. Marketing soll einem den Weg vorgeben ohne nervige Formulare und aufdringliche Anrufe. Man soll sich im Sales Funnel frei bewegen können.
Kleine Firmen oder Startups sollten sich auf einen Marketing Usecase fokussieren. Weitere Usecases können dazugeholt werden, sobald man die Ressourcen dafür hat.